„Aus Italien mitgebracht“…


Der 1. Boccia-Club Offenburg feiert am Samstag mit seinen Mitgliedern sein 95-jähriges Bestehen bei einem Festakt im SFZ Innenstadt (Bürgerpark)…

Doch was macht diesen Sport aus? Boccia ist ein „Präzisionssport“, der von italienischen Gastarbeitern der Spinnerei und Weberei nach Offenburg gebracht wurde, erzählt der Vorsitzende Sven Steppat an einem regnerischen Vormittag im Vereinsheim der Redaktion von der Mittelbadischen Presse.

Der Verein habe eine lange Tradition. Gegründet 1929 als Boccia-Club Offenburg/Baden, habe er nach mehreren Standortwechseln seinen Platz in der Stegermattstraße 30 gefunden. 750 Quadratmeter umfasst die Vereinsanlage heute. Dort zu finden sind eine Boccia- und eine Boule-Bahn von jeweils 22 Metern Länge, außerdem das Vereinsheim mit Gastronomie und Freisitz. Nach der Landesgartenschau 2032 soll der Standort voraussichtlich in die Nähe des Sportparks Offenburg verlegt werden, da die Fläche für den geplanten Grüngürtel der Stadt benötigt wird, berichtet Steppat.

Die grünen und roten Bocciakugeln des Vereins kommen Steppat zufolge direkt aus Italien. „In Italien wird oft Boccia gespielt. Ich war einmal in Offenburgs Partnerstadt Pietra Ligure, da gibt es mehrere Plätze.“ Mit einer Bocciakugel und einer kleinen Zielkugel, demonstriert er die Wurftechnik. Bocciakugeln seien zehn bis elf Zentimeter groß und bestünden aus Holz, Hartstein oder Kunststoff. „Beim Boccia wirft man die Kugel von unten.“

Eine Mannschaft besteht aus ein bis vier Personen und man spiele mit farblich markierten Kugeln. „Die anwerfende Mannschaft wirft das Schweinchen ins Spielfeld. Dann versuchen die Mannschaften, mit ihren großen Kugeln möglichst nah an die kleine heranzukommen und die gegnerischen Kugeln wegzustoßen“ beschreibt Steppat das „reine Taktikspiel“. Ziel einer Mannschaft sei es, dass die eigenen Kugeln dem Pallino am nächsten liegen. Gespielt werde bis auf 21 Punkte.

Über das Jahr verteilt veranstalte der Verein mehrere vereinsinterne Turniere. Höhepunkt sei derzeit das Königsturnier. Bis in die 1980er-Jahre sei der Sport sehr beliebt gewesen. Inzwischen seien die Mitgliederzahlen jedoch rückläufig. „Boccia führt ein Nischendasein, obwohl es ein schöner Sport ist, der bei uns auf jeden Fall beliebt ist", sagt Steppat. „Da wir ein öffentliches Vereinslokal haben, sind immer Mitglieder und Gäste da. Auch Gäste dürften kostenlos spielen, wenn die Bahn frei ist.“ Bei Interesse könne man einfach vorbeikommen. „Alle sozialen Schichten sind willkommen“, unterstreicht Steppat.

Seit einigen Jahren habe der Verein auch eine Boule-Bahn. Boule sei die französische Variante von Boccia. Der Unterschied liege in der Wurf- und der Zähltechnik. „Boule ist weiter verbreitet als Boccia. Die Kugeln sind kleiner, schwerer und aus Metall,“ erklärt er. Sie würden so geworfen, der Handrücken beim Wurf nach außen zeige.

Aktuell zählt der Verein 111 Mitglieder. Darunter seien rund 20 r egelmäßige Spieler. Großen Wert legt der Verein auf die Kameradschaft. „Neben den Turnieren und dem Kinderferienprogramm veranstalten wir jedes Jahr Speckeier-Essen, Schlachtplatten-Essen oder Arbeitseinsätze mit anschließendem Vesper“, erzählt Steppat. „Bei uns steht das gesellschaftliche Beisammensein im Vordergrund.“ Der Boccia-Club habe derzeit einen recht hohen Altersdurchschnitt. „Etwa zwei Drittel unserer Mitglieder sind 60 Jahre und älter, ein Drittel ist jünger.“

Der Vorsitzende selbst war über 20 Jahre ehrenamtlich (beruflich) im benachbarten Fußballverein verwurzelt und kam vor 15 Jahren über Vereinsmitglieder, die er vom Fußball kannte, zum Boccia. Für den 57-Jährigen sei es „die Faszination, die Präzision, dieses Auge, das man haben muss“, was den Sport ausmache. „Und das Miteinander. Wir sind alle Freizeitsportler und haben Spaß am Spiel!“

Wir wünschen unserem 1. Boccia-Club e.V. Offenburg weiterhin viel Erfolg und eine spannende Zukunft…

 

(Quelle & Auszug: Mittelbadische Presse (Jessica Maier), Bild mit freundlicher Genehmigung: Christoph Breithaupt)

 

« zurück